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Nächstenliebe

Nächstenliebe ist keine "Gefühlsduselei", sondern der Urgrund eines jeden Menschen. In Selbstverwirklichung, Teamgeist, den Vorgesetzten zuarbeiten, sollte sie genauso verwurzelt sein wie in Aufsichtsrat, Management, Führer, Hirte oder Fürsorge für Familie, Kind und Mitarbeiter. Wer allerdings meint, er könne in seiner Aufgabe mit List, Tücke, Cleverness für sich mehr beanspruchen, als jedem zusteht, für den wird es ein böses Erwachen geben, wenn er akzeptieren muss:

mit demselben Maße, mit welchem ihr messet, wird euch wieder gemessen werden. (Luk. 6.38)

Wenn einer nach dem richtigen Maß für sein Wirken sucht, so wird er dies nur in wahrer Nächstenliebe finden.

Der jüngste Tag

An seinem sogenannten "jüngsten Tag" erlebt jeder Mensch sein erstes wahres, auch grausames Erwachen. Wie es sein wird, wer kann es wissen? Es gibt sogenannte Nahtodes-Erlebnisse, es gibt Träume, es gibt Ahnungen und die Verheißung von Jesus Christus am Kreuz.

Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein. (Luk.23.43)

Der letzte Lebenstag eines jeden Menschen ist für ihn sein "jüngster Tag", ein Tag, an dem er vielleicht wahrnehmen wird, wer er durch sein Erdenleben geworden ist. Die Auferstehung kann nur als die Umwandlung in das tatsächliche Wesen verstanden werden. Die Jünger haben Jesus nach seiner Auferstehung nicht sofort erkannt; er hatte eine neue Aura, die seine wahre Gestalt leuchten ließ. Erst durch sein Tun konnten seine Jünger ihn wieder erkennen.

Und es geschah, als er mit ihnen zu Tische lag, nahm er das Brot und segnete es; und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. 31 Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde ihnen unsichtbar. (Luk.24.30-31)

Schon vor seinem Tod am Kreuz hat Jesus angekündigt, dass er verherrlicht und auch als Mensch erhöht werden wird. Danach ist er dem irdischen Sein schon entrückt und steht an der Spitze der Schöpfung, nicht nur als Gott kraft seines Ursprungs, sondern auch als Menschensohn durch seine unbegreifliche Tat.

Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum verherrlichen. 32 Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. (Joh. 12.28u.32)

Wie ist es zu verstehen, wenn Jesus bei seiner Gefangennahme sagt:

Oder meinst du, daß ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne, und er mir mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde? (Matth.26.53)

Jesus bittet bewusst nicht, weil er die Kraft und Macht, die ihm zur Verfügung stünde, nicht benutzen will. Er setzt sie nicht ein, sondern lässt sich trotz dieser Kraft an ein Kreuz schlagen. Wer kann das verstehen?

Wie der Mensch nach seiner Umwandlung vom Fleisch zum Geist erscheinen mag, darüber kann nur spekuliert werden. Vermutlich sind die Entwicklungschancen des Menschen auf Erden ungleich größer als im Jenseits. Wenn der fleischliche Mensch noch das Modell ist, zeigt sich in der entwickelten Seele bereits das nur schwer änderbare endgültige Werk. Der Vorteil des Erdenlebens könnte sein, dass trotz scheinbar unüberbrückbarer Gegensätze - wie Liebe und Hass, Toleranz und Herrschsucht, Gesundheit und Krankheit - zu jeder Zeit ein Übergang von dem einen zum anderen Zustand möglich ist. Sei es aus eigener Kraft oder durch Hilfe von außen - durch Gott oder einen Nächsten. Nachteilig mag sein, dass jeder Mensch seinesgleichen sucht. Er zieht meist eine Umgebung vor, die seinem Wesen entspricht. Auf Erden können sich die Menschen gegenseitig viel vorgaukeln, ihr wirkliches Wesen verschleiern und trotz unterschiedlicher Charaktere nebeneinander leben. Sollten sie sich auch im Jenseits zu Gleichgesinnten hingezogen fühlen, entstehen neue Gemeinschaften. Sanftmütige suchen verständlicherweise nicht den Kontakt zu aggressiven Unterdrückern. Wenn schon auf der Erde sichtbar ist, wie negativ sich schlechte Umgebung und falsche Ratgeber auf die Entwicklung eines Menschen auswirken können, dann ist nicht vorstellbar, wie in einer brutalen oder egozentrischen Gemeinschaft geprägte Seelen im Jenseits zu besseren Wesen geformt werden könnten. Im Wechsel der Jahreszeiten kann aus Eis Wasser werden; am tiefsten Kältepol ist dies unmöglich, wenn keine Hilfe von außen kommt. Was aus einem Wesen noch werden kann, das ein Leben lang nur von Gier und Machtstreben beherrscht wurde, weiß allein der Herr.

Wir sollen uns dem Wesen des Vaters annähern. Wie ist das zu verstehen? In einem Meer können nur Wesen mit entsprechenden Eigenschaften leben. Wie weit wir angepasst sein müssen, um wieder in das Reich des Schöpfers zurückkehren zu können, ist ungewiss.

Wo steht der Mensch heute?

Gericht?

Die Liebe Gottes

Aus den Weissagungen der Propheten ist abzulesen: Gott wusste von Anbeginn, dass das Geschöpf durch den Sündenfall im ersten Anlauf scheitern würde und welche Last er damit zu tragen hatte. Allein seiner Liebe ist zuzuschreiben, dass er diese Last - nämlich sich ans Kreuz schlagen zu lassen - trotzdem auf sich genommen hat. Die Frage ist, wie lange wir erwarten dürfen, dass Gott auf seine Macht und Herrlichkeit verzichtet, damit sich sein Geschöpf, der Mensch, entwickeln kann. Eine Ewigkeit wird es nicht sein, denn jede Entwicklung hat ihre Zeit. Mit der Wiederkehr des Sohnes in Macht und Herrlichkeit des Vaters wird diese Zeit zu Ende sein. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig Gericht. Wenn Gott wiederkehrt, hat in seinem Umfeld nur Platz, wer in sein Reich passt. Bis dahin liegt es in unserer Hand, wie ähnlich wir ihm werden. Wer seine Regeln akzeptiert und wird wie er, wird ewig leben. Wird Gott nach diesem Werk noch größer sein als zuvor? Er wird nie größer werden, denn er ist vollendet. Seine Geschöpfe werden wachsen an Größe und Liebe und in gleichem Maße kann die Freude des Schöpfers zunehmen. Gottes Liebe strahlt zurück und wird zur Bestätigung seiner Idee.

Zum Schluss noch einmal zu der oft belächelten Episode mit dem Apfel im Paradies. Er steht als Synonym und kann ebenso gegen das Gebot ausgetauscht werden, an dem das Gesetz und alle Propheten hängen:

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande", und "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (Matth.22.37,39).

Es gibt nur diese Lösung. Geht diese Lehre immer mehr Menschen in Fleisch und Blut über, dann dürfen wir erwarten, dass der Wunsch "dein Reich komme" in Erfüllung geht. Wenn es kommt, bedeutet es gleichzeitig Gericht, in dem sich zeigt, wer in dieses Reich passt.

Wer sich an dem "Muss" stört, zuerst Gott, seinen Schöpfer, lieben zu müssen, der sollte bedenken, dass es für Adam nach dessen Erschaffung nur Gott als Nächsten gab. Wenn seine Gebote von vielen als ein befohlenes "Muss" aufgefasst werden, dann wird nicht erkannt, dass sie nur die absolut logischen Regeln zwischen gleichwertigen Partnern sind. Bietet der Schöpfer den Menschen dann noch an, so zu werden wie er, dann mag dies bei allen ungläubiges Staunen auslösen, die nach Macht und dem ersten Platz streben. Begreifen werden sie es erst, wenn sie den Nächsten so lieben wie sich selbst.

Das Verbot, den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen, wird gerne als das Diktat eines Herrschers interpretiert, der zeigen will, wer Herr im Hause ist. In Wirklichkeit lässt dieses Gleichnis am Beginn der Schöpfungsgeschichte eher den Schluss zu, dass hier zum ersten Mal der Mensch mit dem Geist des Schöpfers konfrontiert wurde. Wenn es vom Schöpfer "kein Bildnis noch irgendein Gleichnis" gab, konnte nur der Geist dem Menschen sagen, was zu tun oder nicht zu tun sei.

Wie sich die Einheit von Vater und Sohn im Geiste erfüllte, so kann sich die Einheit von Vater und Menschen, den Kindern Gottes, wieder nur im Geiste zeigen, indem sie seine Gebote befolgen. Der Mensch kann allein durch sein Tun zeigen, in welchem Geist er handelt und ob er Jesus nachfolgen will. "Meine Last ist leicht...". Wer nach dem Gesetz des Vaters lebt und wirkt, wird in dessen Reich eingehen. Welche Liebe und Barmherzigkeit der Mensch auf dem Weg zu diesem Ziel noch erfahren wird, ist eine neue Frage - voller Hoffnung und Erwartung.